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Ein Marathon, kein Sprint

  • Autorenbild: Peter Seeberger
    Peter Seeberger
  • 19. März
  • 2 Min. Lesezeit

Kürzlich veröffentlichte eine Schweizer Tageszeitung einen Erfahrungsbericht eines Zivis, der im SELAM einen dreimonatigen Einsatz im landwirtschaftlichen Bereich geleistet hat. Dabei prangert er u.a. administrative Hürden, hygienische Missstände, fehlende Ressourcen und Ineffizienz an. Die Kritik ist zu weiten Teilen berechtigt und wird auch von der lokalen Leiterschaft anerkannt. Einmal mehr aber wird der Fokus auf die Schwächen einer Kultur gelegt und Stereotypen wie Misswirtschaft und Korruption herausgestrichen. Das ist eine Seite der Medaille – es gibt aber auch noch eine andere Seite, eine schöne, faszinierende und lehrreiche. Sie zu entdecken und wertschätzen braucht allerdings Zeit – viel Zeit. Einige Wochen oder Monate in einer anderen Kultur reichen nicht, um die Menschen und ihre Mentalität zu verstehen. Wir mögen die schlimmsten Formen von Paternalismus in der internationalen Zusammenarbeit überwunden haben, aber die eurozentrische Sichtweise und das Diktat des Geldes machen eine Kooperation auf Augenhöhe noch immer schwierig.


Die Flaggen als Zeichen der Zusammenarbeit zwischen Äthiopien und der Schweiz - zwischen SELAM Schweiz und SELAM Children's Village in Addis Abeba
Die Flaggen als Zeichen der Zusammenarbeit zwischen Äthiopien und der Schweiz - zwischen SELAM Schweiz und SELAM Children's Village in Addis Abeba

SELAM bemüht sich seit 39 Jahren, Menschen in Not zu helfen und ihnen eine langfristige Perspektive zu geben. Dies geschieht vor allem durch Schutz, Bildung und einen respektvollen Umgang miteinander. Wir vertrauen unseren äthiopischen Partnern vor Ort, die seit 15 Jahren die Verantwortung für die Betreuung von 400 Waisenkindern, 4’000 Schülerinnen und Schüler und 1'500 Lernende innehaben. Wir sind nicht immer derselben Meinung mit unseren Partnern, aber wir lösen die Differenzen, indem wir einander zuhören und gemeinsame Lösungen erarbeiten.


"Interkulturelle partnerschaftliche Zusammenarbeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Es braucht von beiden Seiten die Bereitschaft, in einer Haltung von Respekt und Demut voneinander zu lernen."

Unsere Aufgabe als SELAM Schweiz ist es, bestehende Strukturen zu stärken und gemeinsam mit unseren lokalen Partnern langfristig funktionierende Organisationen und Sozialfirmen zu betreiben.


Wir haben schon viele Stürme überstanden und werden auch die anstehenden Probleme in Angriff nehmen. Ich staune über die Bereitschaft unserer Partner zu lernen und sich zu verbessern. Unsere Sozialfirmen und Landwirtschaftsbetriebe wurden gegründet, um den humanitären Zweig der Arbeit finanziell mitzutragen. Sie dienen aber auch als Praktikumsumfeld für unsere Lernenden. Letztes Jahr haben 90% der 545 Lernenden von SELAM Addis Abeba einen Job gefunden.


Allen Widrigkeiten und Krisen zum Trotz, leisten unsere Partner vor Ort eine bemerkenswerte Arbeit. Diese wird auch immer wieder von staatlichen Behörden anerkannt (siehe Auszeichnung unten). Interkulturelle partnerschaftliche Zusammenarbeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Es braucht von beiden Seiten die Bereitschaft, in einer Haltung von Respekt und Demut voneinander zu lernen.


Auszeichnung der Stadt Addis Abeba für den Beitrag von SELAM an die Berufsbildung
Auszeichnung der Stadt Addis Abeba für den Beitrag von SELAM an die Berufsbildung



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